Chart of the Week | 09.05.2018

Durch die Blume gesagt

2 min Lesedauer 09.05.2018

Vermutlich denken auch Sie am kommenden Sonntag an Ihre Mutter und machen ihr vielleicht auch mit Blumen oder anderen Geschenken eine Freude. Aber wussten Sie, dass dieser Tag ursprünglich einen politischen Hintergrund hat? Bereits im 19. Jahrhundert veranstaltete die Frauenbewegung in den USA Treffen für Mütter, um sich zu aktuellen Fragen auszutauschen. Auch Friedenspolitik war ein Thema – die Frauen wollten nicht länger ihre Söhne in Kriegen verlieren. Die offizielle Anerkennung erreichte jedoch erst die nächste Generation: Die von Anna Marie Jarvis anlässlich des Todestags ihrer Mutter gestartete Initiative erreichte es, dass 1914 der US-Kongress per Resolution den zweiten Sonntag im Mai zum Muttertag erklärte.

Schon nach wenigen Jahren sah Anna Jarvis allerdings die kommerzielle Entwicklung des von ihr maßgeblich initiierten Feiertags kritisch – und kämpfte vergeblich dafür, ihn wieder abzuschaffen. Dabei kann die wirtschaftliche Bedeutung des Muttertags aber weder in den USA noch hierzulande mit der anderer Feiertage mithalten. Selbstverständlich liegt Weihnachten hier unangefochten an der Spitze, doch laut Hauptverband des Deutschen Einzelhandels steht der Muttertag in der Gunst der Konsumenten auch noch weit hinter Ostern. Selbstgemaltes und -gebasteltes ist am Muttertag eher angesagt als gekaufte Geschenke.

Wochenumsätze für Schnittblumen in Deutschland

Wenig überraschend, dass es beim Blumenhandel ganz anders aussieht: Auf 120 bis 130 Millionen Euro beziffert der Fachverband Deutscher Floristen die Schnittblumenumsätze in der Muttertagswoche, die somit ungefähr auf dem Niveau des Valentinstags liegen. Diese beiden Gedenktage sind die wichtigsten Umsatzbringer des deutschen Blumenhandels. Wie unser Chart der Woche zeigt, wird in den beiden Wochen vor dem Valentins- beziehungsweise Muttertag jeweils mehr als das Doppelte des Jahresdurchschnitts umgesetzt.

Da kann es nicht verwundern, dass bezüglich des Muttertags oft dieselben Vorwürfe laut werden, die schon der „Tag der Verliebten“ und andere Feiertage über sich ergehen lassen müssen: Es gehe mittlerweile vornehmlich um Geschenke und Kommerz und nicht mehr darum, an geliebte Menschen zu denken. Ganz aus der Luft gegriffen ist das nicht: Als der Muttertag 1923 zum ersten Mal in Deutschland begangen wurde, war die treibende Kraft nicht etwa die Frauenbewegung – sondern der „Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber“.