Finanzbildung: Warum man eben doch über Geld sprechen sollte

Wie Sie fit in Finanzwissen werden

Finanzwissen 5 min Lesedauer 22.03.2023
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Wer kennt ihn nicht, den Satz „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“. Aber macht die Schule tatsächlich fit fürs Leben? Das Urteil einer Abiturientin fiel vernichtend aus und sorgte für Wirbel. „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann `ne Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen“, twitterte die damals 17-jährige Kölnerin Naina 2015. Landauf, landab forderten daraufhin Politikerinnen und Politiker eine lebenspraktischere Wissensvermittlung an den Schulen, vor allem mehr Bildung zum Thema Finanzen. Doch in Sachen Finanzbildung besteht noch immer Nachholbedarf - nicht nur bei Schülerinnen und Schülern.

Wissen zu Geldanlage? Viele geben sich eine 1 oder 2

Dabei findet rund die Hälfte der Deutschen ihr Finanzwissen eigentlich ganz passabel. Das ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), die sich mit nachhaltigen Kapitalanlagen befasst. Danach schätzen 56 Prozent ihre allgemeinen Kenntnisse rund um das Thema Geldanlage als gut beziehungsweise sehr gut ein. Bei genaueren Nachfragen in Sachen Finanzbildung fällt das Ergebnis allerdings anders aus.

Eigene finanzielle Kompetenz oft überschätzt

Auf die Frage, was unter einer nachhaltigen Kapitalanlage zu verstehen ist, konnten nur 14 Prozent eine richtige Antwort geben. Hinzu kam noch ein kleiner Teil, der meinte es zu wissen, aber damit falsch lag. Die große Mehrheit konnte mit dem Begriff nichts anfangen. Fazit: „Das eigene Finanzwissen wird wahrscheinlich häufig überschätzt“, sagt Klaus Morgenstern vom DIA. In Wirklichkeit bestünden Defizite mit Blick auf die Finanzbildung. „Auch aus anderen Umfragen wissen wir, dass viele mit grundlegenden Begriffen wie beispielsweise Inflation nicht richtig umgehen können.“

Mit Finanzbildung fundiert Altersvorsorge abschließen

Doch Kenntnisse beim Thema Finanzen sind heutzutage unerlässlich. Beispiel Altersvorsorge: Wer im Alter trotz sinkendem gesetzlichen Rentenniveau gut leben will, für den führt kaum ein Weg an rechtzeitiger Geldanlage vorbei. Aber: „Souveräne Anlageentscheidungen können Verbrauche nur auf der Grundlage von solidem Finanzwissen treffen“, betont Morgenstern. Er fordert mehr Angebote zur Finanzbildung.

Solide Entscheidungen zur Altersvorsorge treffen können

Noch einmal das Beispiel Altersvorsorge: In die gesetzliche Rentenversicherung zahlen abhängig Beschäftigte ein, ohne groß darüber nachzudenken. Wer abseits solcher Pflichtsysteme für seinen Lebensabend sparen will, muss bei der Planung seiner Finanzen aktiv werden. Solide Geld-Entscheidungen basieren auf Finanzbildung - und die muss man erst mal haben.

„Hätte ich das doch nur früher gewusst“

Handlungsbedarf in Sachen Finanzbildung sieht Frank Wiedenhaupt ebenfalls. Er ist seit mehr als 20 Jahren als Schuldnerberater tätig und leitet jetzt die erste öffentlich finanzierte Schulden- und Insolvenzberatung für Kleinstselbstständige der Berliner Stadtmission. „Die Welt ist komplizierter geworden“, sagt Wiedenhaupt. „Es kommen spürbar immer mehr junge Menschen in die Schuldnerberatungsstellen. Ein häufiger Satz ist dann: ‚Hätte ich das doch nur früher gewusst.‘“

Finanzielle Bildung in der Schule: Mobilfunkvertrag im Deutschunterricht?

Für die Schulen schlägt Wiedenhaupt vor: „Man könnte im Deutschunterricht ja mal einen Mobilfunkvertrag durchgehen. In Mathe könnte ein Inkassoschreiben durchgegangen werden oder man könnte Zinsberechnungen machen. Oder die Frage stellen, ob ein Prepaid-Handy günstiger ist als ein Vertrag.“ Es sei sinnvoll, wenn Lehrer sich externe Experten in den Unterricht holten.

Morgenstern sieht nicht nur die Schulen bei der Finanzbildung in der Pflicht. „In der Öffentlichkeit ist viel vom mündigen Bürger die Rede. Den bekommen wir aber nur, wenn auf vielen Ebenen das nötige Rüstzeug da ist, um sich rund um Finanzen und Geldanlage hinreichend zu informieren.“

Finanzbildung - Diese Angebote gibt es bereits

Sie möchten Ihr Finanzwissen etwa in den Bereichen Geldanlage oder Altersvorsorge erweitern? Nur zu! Das ist online möglich, beispielsweise hier.

Die Gruppe Deutsche Börse hält unterschiedliche Angebote bereit: für Vorschulkinder, für Jugendliche sowie für Menschen im Beruf. „Eine gute Finanzbildung ist Teil der ökonomischen Bildung“, heißt es auf ihrer Homepage. Ohne dieses Grundwissen könne es weder wirtschaftliche Mündigkeit noch ökonomische Verantwortung und Unabhängigkeit geben.

  • Wissen rund um Finanzen, den Börsenhandel und die verschiedenen Wertpapiere vermittelt die Capital Markets Academy der Gruppe Deutsche Börse. Erklärfilme, Videovorlesungen und Lernprogramme - ein solches kostenfreies Online-Angebot offeriert die Capital Markets Academy Börsenneulingen sowie erfahrenen Anlegerinnen und Anleger hier.
  • Die Deutsche Bundesbank bietet zum Thema Finanzbildung diverse Unterrichtsmaterialien für Schulen - vom Buch „Geld verstehen“, das sich unter anderem dem „Sparmotiv Altersvorsorge“ widmet, über Kurzfilme zu Themen im Bereich Finanzen wie „Geld anlegen“ bis hin zum Rollenspiel „EZB-Rat-Simulation“.
  • Der Bundesverband deutscher Banken hat ebenfalls für Schulen Unterrichtsmaterialien rund um das Thema Finanzbildung zusammengestellt: vom Sparen und Geld anlegen bis zu den Säulen der Altersvorsorge. „Sogar für Lehrerinnen und Lehrer, die eine Vertretungsstunde geben müssen und keine Erfahrung in Sachen Finanzbildung haben - das Schulbank-Programm bietet die gesamte Bandbreite“, heißt es dort.

Noch nicht genug Tipps? Dann schauen Sie sich doch auch mal die Infos in unserem Börsen-Lexikon an.

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